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Als Selbsthilfebewegung gegen die Wohnungsnot nach dem ersten Weltkrieg richtete sich die Winer Siedler*innenbewegung vor allem an proletarische Familien in Wien. Ihr Ziel war der Aufbau von genossenschaftlich organisierten Siedlungen am Stadtrand, um dem Elend der Mietskasernen und Hinterhöfe zu entkommen. Auch für arme Arbeiter*innen bezahlbar wurden die “Siedlerhäuser” vor allem durch den hohen Anteil an Selbstbauleistung, sowie die solidarische Organisation von Baumaterialien und Fachkräften innerhalb eines Netzwerks sozialistischer Organisationen. Nach einer ersten Phase spontaner Besetzungen entstand in kurzer Zeit eine komplexe nichtstaatliche Organisation der Bautätigkeit, die sich als Teil der sozialistischen Arbeiter*innenbewegung verstand. Ihr Ziel war nichts weniger als der “Neuaufbau der Gesellschaft von unten”.
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Weniger Abhängigkeit von privatem Kapital und Bauwirtschaft durch solidarisch organisierten Selbstbau und Vernetzung in einem alternativem Wirtschafts-
kreislauf. Notwendig für die Bautätigkeit ohne Kreditaufnahme bei privaten Banken war ab 1923 die “zweckgebundene Wohnbausteuer”, welche gestaffelt auf alle Mietobjekte erhoben wurde.
Stark gefallene Bodenpreise ermöglichten außerdem den günstigen und massenhaften Erwerb von Baugrundstücken durch die sozialistisch regierte Gemeinde Wien. Genossenschaftliche Betriebe, sowie die Eigenarbeit der künftigen Siedler*innen selbst erlaubten es schließlich, die Baukosten unter kapitalistischen “Marktpreisen” zu halten.
Quellen:
- Klaus Novy: Selbsthilfe als Reformbewegung. Der Kampf der Siedler nach dem 1. Weltkrieg. In: Arch+ 55, Kampf um Selbsthilfe, 1. Februar 1981, S. 27–40 /
- Andreas Pavlic: Die soziale Revolution. Pierre Ramus und die frühe SiedlerInnenbewegung in Wien, Diplomarbeit an der Universität Wien, 2009
Die Wohnungsbaugenossenschaft Friedrichshain ist eine eingetragene Genossenschaft, die seit 1955 als Arbeiterwohnungsgenossenschaft der Berliner Bremswerke entstand. 1995 wird das Tochterunternehmen GfWOB mbH (Gesellschaft für Wohnungsverwaltung und Objektbetreuung mbH) gegründet, welches ca. 2.500 Wohnungen verwaltet, überwiegend in der Rechtsform des Wohnungseigentums. 2014 zählt die WBG Friedrichshain 5.000 Genossen und Genossinnen und besitzt rund 4.300 Wohneinheiten in Friedrichshain und Lichtenberg. Das Programm beinhaltet überwiegend Wohnen.
Selbstbau mit staatlicher Bereitstellung von Bauland, Übernahme der Erschließung, zinslose Kredite. In der “Verordnung über die weitere Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter und der Rechte der Gewerkschaften” von 1953 sichert der Staat (DDR) den Genossenschaften unentgeltliche Bereitstellung von Bauland (welches aber offiziell Staatseigentum blieb), Übernahme der Erschließungsarbeiten und zinslose Kredite in Höhe von bis zu 85% der Baukosten zu. Die Arbeiter selbst übernahmen Arbeitsleistungen am Bau und kauften Anteile (anfänglich meist mit pauschal 2.500 Mark) der Genossenschaft. Die heutigen Anteile belaufen sich auf zwei Pflichtanteile zu je 155€ und beispielsweise weiteren vier Anteilen für eine 1-Raum-Wohnung, demnach 620€.
In den 50-60er Jahren wurde die Innenstadt Stockholms im Rahmen einer Stadterneuerung mehr und mehr kommerzialisiert. Ein neues Kulturzentrum sollte eine Gegenposition darstellen. Ziel war es den Begriff Kultur sehr weit gefasst zu verstehen und auch Alltagskultur, Handwerk und Industrie einzubinden und miteinander zu verknüpfen.
Die Stadt lässt bauen und finanziert durch das spätere Angebot rück. Bestimmte Angebote sind aber umsonst zugänglich.
Den Bau finanzierte damals der Staat. Der laufende Unterhalt wird durch die Veranstaltungen und die Vermietungen der Räume getragen.
Die Tätigkeit der Genossenschaft ist gemeinnützig – der Ertrag besteht fast ausschließlich aus den Mietzinsen. Aus ihnen muss der Aufwand für Kreditzinsen, Fondseinlagen für Erneuerung und Amortisation, Abgaben, Verwaltung, Unterhalt etc. beglichen werden. Den grössten Teil des benötigten Anteilkapitals müssen die Wohnungs- und GewerbemieterInnen mit dem proportional zur beanspruchten Nutzfläche berechneten Pflicht-Anteilkapital (216 €/m2 – Pflichtanteil mind. 830 Euro) einbringen. Daneben halten auch Genossenschaftsmitglieder, die nicht in der Kalkbreite wohnen (Mitgliederstand Mai 2016: 1300) sowie ein Dutzend Züricher Wohnbaugenossenschaften und die Stadt Zürich einen Teil des Anteilkapitals. Monatlich ist ein Mietzins (Staffelung nach Zimmeranzahl, Geschoß, Orientierung) mit Nebenkosten und ein Solidaritätsbeitrag zu zahlen.Das Anteilkapital wird gemäß Statuten nicht verzinst. Alle Mietenden beteiligen sich an einem Solidaritätsfonds und an den Grundkosten der gemeinschaftlichen Einrichtungen. Kooperationen und Partnerschaften mit sozialen Institutionen fördern die Durchmischung und Chancengleichheit.