Kreuzberg ist urbane Vielfalt, ein Ort de Integration und galt lange Zeit als Modell für eine inklusive, offene und zugängliche Stadt. Mit einem Bevölkerungswachstum von 50.000 Einwohnern pro Jahr und einem zunehmend von der globalen Wirtschaft geprägten Immobilienmarkt wird auch in Berlin der Zugang zu Stadt und Raum für viele zunehmend schwieriger.
Jede städtebauliche Entwicklung beschreibt eine Verhandlung darüber, wie Raum und Ressourcen strukturiert und verteilt werden sollen. Wir verstehen die akademische Lehre und Forschung als Labor für städtebauliche Theorie und Praxis, als Plattform für Kooperationen mit Verwaltung, Entwicklerinnen, Praktikern und vor Allem mit den Nutzerinnen als Koproduzenten einer besseren städtischen Zukunft!
In zwei Seminaren und einem städtebaulichen Entwurfsstudio wurden gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Kooperationspartnern strukturelle, programmatische und räumliche Potentiale und Möglichkeiten der Produktion von Stadt als Gemeingut untersucht und entwickelt.
DIE ALLMENDE ALS URBANE TYPOLOGIE
Der mittelalterliche Begriff der Allmende ist heute noch in Gebrauch als Bezeichnung für das gemeinschaftliche, nicht verbrauchende Nutzen von Flächenressourcen. Verschiedene Formen historischer Allmenden wurden im Seminar untersucht und in einem zweiten Schritt urbane Freiräume in X-Berg darauf hin getestet, ob sie als Allmenden genutzt werden oder genutzt werden können. Karten von Räumen, Handlungen und Konflikten machen diese Potentiale sichtbar und plädieren für eine Stadt, in der das Private, das Öffentliche und das Gemeinschaftliche neu verhandelt werden.
SELBSTVERWALTET KOMMUNAL
Selbstverwaltete Projekte mit experimentellen Programmen und langfristiger Sicherheit für die Nutzerinnen werden als vorbildhaft für eine soziale und nachhaltige Stadtentwicklung gelobt, ihnen wird aber unterstellt, nicht Breitenwirksam oder multiplizierbar zu sein. In einem interdisziplinären Projektlabor wurden in Kooperation mit dem Bündnis Stadt von Unten die Organisation, die Taktiken und Herausforderungen bestehender selbstverwalteter und kommunaler Projekte und Strukturen untersucht und als Möglichkeitsräume für Dritte nachvollziehbar gemacht.
DRAGONER AREAL
Auf dem Gelände der ehemaligen Garde-Dragoner Kaserne in Kreuzberg wäre aktuell in großem Maßstab Wohnungsbau möglich. Die jüngst von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben an kommerzielle Entwickler veräußerte Fläche ist mit 5 ha die zweitgrößte verbliebene innerstädtische Liegenschaft. Auf Grundlage zweier Szenarios, entwickelt mit selbstorganisierten Initiativen, entstanden vier Entwurfsprojekte, die sowohl die Bedeutung des Areals für eine nachhaltige Stadtentwicklung, als auch die Potentiale von kollektiven Modellprojekten untersuchen. Jedes Projekt gleicht die Anforderung einer hohen Nutzungsdichte mit den Vorgaben von Bezirk und Senatsverwaltung ab.
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