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SESC Pompéia – in situ
São-Paolo, Brasilien 

1982

16.500 qm Gesamtfläche, 23.500 qm Nutzfläche

5.000 – 7.000 BesucherInnen / Tag

 

Die SESC (Serviço Social da Comércio) – Sozialer Dienst des Handels – ist eine in den 1940er Jahren gegründete Nicht-Regierungs-Organisation (NGO).
Als Trägerin unterhält sie landesweit ca. 35 Zentren mit jeweils an die Bedürfnisse der Bewohner angepassten Schwerpunkten. Sie finanziert sich über eine Abgabe aller Handelsunternehmen Brasiliens und war ursprünglich für die Angestellten der Unternehmen gedacht. Die Zentren sind jedoch für alle Menschen zugänglich.
Bereits 1941 kaufte die SESC das heutige Gelände des SESC Pompéia. 1977 begannen die Umbauarbeiten des ehemaligen Fabrikgeländes in ein Freizeitzentrum unter der Leitung der italienischen Architektin Lina Bo Bardi (emigrierte 1946) und endeten abschließend 1986 mit der Eröffnung der Betontürme mit den Sportanlagen.
Für Lina Bo Bardi war der Umbau mehr als eine Herausforderung, es war eine Rehabilitation. Nach 10jähriger Ächtung und als Opfer des Militärregimes bedeutete das Pompéia eine zeitgenössische Auseinandersetzung mit der Historie der Gebäude und der Renaissance als Freizeitzentrum im Gegensatz zu der historisch konnotierten Tätigkeit des Menschen innerhalb dieser Fabrik. Dabei stand das Freilegen der architektonischen Struktur in enger Verbindung zu der späteren Nutzung. ‘Wir wollen das, was wir hier finden bewahren und verstärken’. Aus der programmatischen Nutzung sollte das Pompéia ein Kultur- und Sportzentrum werden. Da für Lina Bo Bardi die Begriffe “Kultur” und “Sport” mit Verpflichtung, Wettkampf und Auseinandersetzungen behaftet waren, welche in Hemmungen und Trägheit resultieren können, war die passendere Bezeichnung das “Freizeitzentrum”. Die Kernidee war die Erholung ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Dies verräumlicht sich bspw. in einer mit Holz ausgelegten Freifläche, welche im Sommer zum ´São Paolo Strand` wird oder in den niedrigeren, als für Wettkämpfe vorgeschriebenen, Deckenhöhen der Sportanlagen.

 

Stadt bezahlbar für Alle? Wer bezahlt?

Die Organisation SESC finanziert sich über eine umsatzabhängige Abgabe (Steuer) aller Handelsunternehmen Brasiliens und internationaler Unternehmen. Dieser Beitrag muss grundsätzlich geszahlt werden, die Höhe kann aber abhängig vom Bundesland variieren. Die PIS – Sozialintegrationsabgabe und die CONFIS – Sozialfinanzierungsabgabe fließen allgemein in Sozialprogramme.

Wer entscheidet was?

NGOs sind “zivilgesellschaftlich angebundene Organisationen, die sich in Abgrenzung zu Staat und Markt verstehen.” Sie sind nicht regierungsabhängig, also unabhängig vom Staat. Ihre Arbeit orientiert sich nicht an kommerziellen Interessen oder Profit, sondern an sozialen, humanitären, ökologisch und/oder entwicklungspolitischen Zielen. Interne Strukturen, Mitgliedschaften, Wirkungs- und Problemfelder, Interessenlage und Funktionen können variieren. Für die internationale Anerkennung von NGOs im Bereich der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit hat die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) verschiedene Kriterien aufgestellt, wie beispielsweise die Unabhängigkeit vom Staat, die demokratische und transparente Organisationsstruktur, klare und konkrete Ziele und verantwortliches Management, welche i.d.R. auch für national agierende NGOs gelten.

Wieso, Weshalb, Warum?

Ziel war es, das Gelände für die Öffentlichkeit zu öffnen, Interaktionen zwischen Straße und Zentrum zu initiieren und das wechselseitige Verhältnis zwischen Programm und räumlichem Konzept zu bestimmen. Dabei die historische Architektur in ihrer Struktur zu bewahren und zu stärken und den Schwerpunkt für die Neugestaltung auf die atmosphärischen Qualitäten der Nutzung und das Überschreiten reinerFunktionalität zu legen.

Wem gehört die Stadt?

“Es war sicherlich etwas, dass so schien als ob es über unser mögliches Universum hinaus gehen würde. Unerreichbar mit der zeitgenössischen Architektur.” Marcelo Ferraz
1977 startete der 9-jährige Umbauprozess des ehemaligen Fabrikgeländes in Sao Paolo – Brasilien. Die Hallen wurden entkernt, die alten Strukturen und Materialien freigelegt und im Hinblick auf die zukünftige Nutzung umgebaut, ohne den industriellen Charakter der Anlage zu verdrängen. Die Idee räumliche Lösungskonzepte zu ent-
wickeln, welche die gesamte Bandbreite der NutzerInnenschaft berücksichtig ohne zu exkludieren, war oberstes Ziel der Konzeption.
“Das Zentrum ist wie eine Oase inmitten eines barbarischen städtischen Unbehagens unseres leidgeprüften Sao Paolo. Wer erinnert sich nicht gerne an diesen Platz nach all den Jahren in unserer dicht bebauten Stadt.”

... und wie kam es dazu?

Ziel war es, das Gelände für die Öffentlichkeit zu öffnen, Interaktionen zwischen Straße und Zentrum zu initiieren und das wechselseitige Verhältnis zwischen Programm und räumlichem Konzept zu bestimmen. Dabei die historische Architektur in ihrer Struktur zu bewahren und zu stärken und den Schwerpunkt für die Neugestaltung auf die atmosphärischen Qualitäten der Nutzung und das Überschreiten reinerFunktionalität zu legen.


Quellen:

  • http://linabobarditogether.com/2012/08/03/the-making-of-sesc-pompeia-by-marcelo-ferraz/
  • http://www.goethe.de/ins/pt/lis/prj/ama/tim/teh/deindex.htm; https://kikipedia.wordpress.com/2008/11/03/croquis-sesc-pompeia/;http://pt.slideshare.net/3c_arq-urb/ref-ep-repertorizao?next_slideshow=1; http://acervo.estadao.com.br/noticias/acervo,como-era-sao-paulo-sem-sesc-pompeia,9353,0.htm; http://www.urbipedia.org/index.php?title=Centro_cultural_SESC_Pomp%C3%A9ia; http://linabobarditogether.com/2012/08/03/the-making-of-sesc-pompeia-by-marcelo-ferraz/.
  • Grotz, Florian; Nohlen, Dieter (Hrsg.). Kleines Lexikon der Politik. Bundeszentrale für politische Bildung. Band 1145. Bonn. 2011
  • http://www.papoli-barawati.com/fileadmin/user_upload/leistungsuebersicht/steuern-in-brasilien.pdf;
    http://m.pfalz.ihk24.de/international/Kompetenzzentrum_Lateinamerika_channel/Brasilien/1667990/Wirtschaftsrecht_Brasilien.html;jsessionid=7BA9D38238DC80AD757DAADE7C5E46C6.repl22?view=mobile.
  • Lageplan und Schnitt: http://pt.slideshare.net/julyanantunes/sesc-pompia-so-paulo-3678342.

 

Recherche und Grafiken von Beatriz Termeer
im Rahmen des Projektlabors Selbstverwaltet Kommunal