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München
1987
Arbeits- und Kulturprojekt
Offene Werkstätten, Kurse, Kultur, Treffpunkt,
Werkzeugverleih – Arbeits- und Kulturprojekt

Das HEi – Haus der Eigenarbeit in München ist eine professionell ausgestattete und betreute Werkstatt, welche für die gesamte Bevölkerung geöffnet ist. Das HEi befindet sich in Haidhausen direkt am Ostbahnhof, besteht seit 1987 und wurde in der Aufbauphase und in den Anfängen von der der Forschungsgesellschaft anstiftung & ertomis mit gegründet und wissenschaftlich begleitet. Heute trägt sich das HEi zu einem erheblichen Teil selbst, wird aber nach wie vor von der Anstiftung und zusätzlich von der Stadt München und dem jobcenter München finanziell unterstützt.

Der innere Zusammenhalt besteht durch das Stammteam, ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen, sowie den Fachbeirat. Die gemischte Nutzer*innenstruktur reicht von Gelegenheitsnutzer*innen bis hin zu Stammgästen aus allen gesellschaftlichen Bereichen. Träger des Hauses ist der gemeinnütziger Verein zur Förderung von Eigenarbeit e. V.

Das Gebäude in dem das HEi in München untergebracht ist, gehört einer Erbengemeinschaft, die den Verein durch eine relativ günstige Miete für den Stadtraum München unterstützt. Durch dieses Zusammenspiel der Finanzierung und relativ niedriger Miete kann das HEi in München eine kostengünstige Werkstatt für die Bevölkerung anbieten.

 

Stadt bezahlbar für Alle? Wer bezahlt?

Das HEi wird durch eigene Einnahmen, aber auch noch durch Förderung der
anstiftung, durch das jobcenter (gegen Stellen), sowie die Stadt finanziert. Ein kleiner Betrag kommt vom Kulturreferat. Der Hauptbetrag kommt vom Referat für Arbeit und Wirtschaft. An diese Förderung sind aber Gegenleistungen gebunden, die das HEi als Sozialer Betrieb übernimmt. Als Sozialer Betrieb beschäftigt das HEi auf 7 Stellen Langzeitarbeitslose und betreut diese. Zu den eigenen Einnahmen zählen die Kursgebühren, Gebühren für die Werkstattnutzung und Werkzeugverleih, sowie Mitgliedsbeiträge der Vereinsmitglieder (Werkstattnutzung: 3,20 – 8,80 Euro/ Stunde).
Finanzüberschüsse am Jahresende werden an die Stadt zurück gezahlt (Fehlbedarfsfinanzierung). Die Finanzierung hat sich im Laufe des nun 27 jährigen Betriebs des HEi kontinuierlich gewandelt und muss immer wieder neu verhandelt oder neue Gelder gesucht werden.

Wer entscheidet was?

Der Vereinsvorstand besteht derzeit aus 7 Personen. Zusätzlich sind 30 Personen
stimmberechtigte, ordentliche Mitglieder. Der 1.Vorsitzende des Vereins hat als Mitarbeiter der anstiftung die Aufgabe gehabt, das Hei aufzubauen und ist als einer der beiden Hauptinitiatoren somit noch Stimmberechtigt, aber nicht Teil des Stamm­teams vor Ort. So ist die anstiftung stimmberechtigt, das HEi mit dem Verein als Trägerin aber in alltäglichen Entscheidungen autonom.
Hier gibt es eine Geschäftsführung, ein Team aus 5 Angestellten, sowie 36 freien Mitarbeiter*innen. Entscheidungen, z.B. über die Mittelverwendung werden von der Geschäftsführung in Abstimmung mit dem Team getroffen. In der jährlichen Mitgliederversammlung werden die Tätigkeiten und Ergebnisse vorgelegt und besprochen.

Wieso, Weshalb, Warum?

Durch die Offenheit der verschiedenen Nutzungsformen ergibt sich eine selbstständige Nutzung mit oder ohne Unterstützung eines Werkstattmitarbeiters/ einer Werkstattmitarbeiterin. Zusätzlich werden laufend diverse Fachkurse angeboten. Die Praxisworkshops für Schüler*innen finden entweder im Hei oder aber auch außerhalb in deren Räumen statt und vermitteln früh praktische Eindrücke und Erfahrungen in handwerklichen Tätigkeiten, welche eine Orientierung für den späteren Berufszweig geben kann. 5x im Jahr gibt es Reparatur-Cafés mit kostenlosem Reparaturservice, der von ehrenamtlichen Menschen angeboten wird. Durch das Zusammentreffen verschiedener Milieus und Kulturen beim praktischen Tun entstehen auch durch Nutzer*innen initiierte Gruppentreffen und Angebote in den Räumen des Hei, vom philosophisches Café bis zum Seniorentreff.

Wem gehört die Stadt?

Das HEi ist ein offener zugänglicher Ort für die Stadt. Wichtig für die Zugänglichkeit ist die zentrale Lage. Der Verein HEi ist weder Besitzer des Grundstückes noch des Hauses. Als Mieter einer Erbengemeinschaft muss der Verein darauf hoffen, dass die Räume weiterhin relativ günstig zur Verfügung stehen.

... und wie kam es dazu?

Initiator des HEi war der Gründung der anstiftung Jens Mittelsten Scheid. Kurt Horz wurde als Mitarbeiter der anstiftung damit beauftragt, das HEi aufzubauen. Die anstiftung ging es mit dem Hei um die . Die in den 80er Jahren gegründeten Werkstätten waren eine Antwort auf die immer arbeitsteiliger Gesellschaft. Es ging um eine Rückkehr zur „Eigenarbeit“: Arbeiten im eigenen Auftrag im Sinne der eigenen Bedürfnisse und damit des Gebrauchswertes ermöglichen. Durch das zur Verfügung stellen von Infrastruktur, Produktionsmitteln und Wissen sollte den NutzerInnen die Möglichkeit gegeben werden, selbstbestimmten, sinnstiftenden Tätigkeiten nach zugehen und wieder eine Beziehung zwischen Arbeit und Produkt zu erleben.


Quellen:

  • http://anstiftung.de
  • http://www.hei-muenchen.de/
  • persönliches Interview

 

Recherche und Grafiken von Miriam Gruber
im Rahmen des Projektlabors Selbstverwaltet Kommunal