Statement der Initiative Stadt von Unten zu Überlegungen des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg, das Rathausgrundstück aus der städtebaulichen Planung für das sog. Dragonerareal herauszunehmen

Auf dem sogenannten Dragonerareal sollen rund 500 neue Wohnungen, günstige Räume für Gewerbe und Kultur sowie Freiräume und Gemeinschaftsflächen entstehen. Als Initiative Stadt von Unten, die die Planungen seit Beginn begleitet, stehen wir hinter diesen Zielen. Wir brauchen Neubau auf dem Dragonerareal, und zwar zu 100% bezahlbar. In seiner Sitzung vom 26.05.2020 hat das Bezirksamt Überlegungen angestellt, das Rathausgrundstück aus der weiteren Planung herausnehmen zu wollen. Dieses Vorgehen stieß bereits auf Kritik von Seiten des Vernetzungstreffen der Initiativen am Dragonerareal, des Arbeitskreises Gemeinschaftlich Wohnen in Selbstverwaltung (AK GeWiSel) und des Siegers des städtebaulichen Werkstattverfahrens SMAQ/MML.

Wir appellieren an die Entscheidungsträger*innen in Bezirksamt und Bezirksverordnetenversammlung (BVV), das Rathausgrundstück auch weiterhin – wie bisher geplant – in die Entwicklung eines städtebaulichen Modellprojekts auf dem sog. Dragonerareal einzubringen. Wir wollen dabei auf die folgenden Punkte hinweisen:

1) Es gehört zu denErrungenschaften des bisherigen Planungsprozesses, die Neubauziele mit dem Bedarf an Gewerbe- und Kulturflächen, sozialen Einrichtungen, Freiflächen und Gemeinschaftsräumen, mit Denkmalschutz und dem Gelände als Geschichtsort zusammen zu denken.Ohne das Rathausgrundstück fehlt auf dem Areal die Fläche, an dieser Errungenschaft festzuhalten. Der – ganz besonders auch uns – wichtige Bau von 500 wirklich bezahlbarenWohnungendarf nicht in ein Konkurrenzverhältnis zur Schaffung von Gewerberäumen oder auch soziale Projektegebracht werden. Denn auch diese werden in Kreuzberg dringend gebraucht.

2) Das sog. Dragonerareal und das Rathausgrundstückbilden eine städtebauliche Einheit und wurden auch deshalb imstädtebaulichen Wettbewerb zusammen gedacht. Der Wegfall des Rathausgrundstückes würde völlig neue Planungen notwendig machen.Das wirft den Planungsprozess nicht nur zeitlich zurück, sondern hat auch Konsequenzen für die bisher durchaus erfolgreiche Kooperation mit der Zivilgesellschaft.

3) Viele zivilgesellschaftliche Akteur*innenhaben viel Zeit und unbezahltes Engagementin den Prozess eingebracht. Wir, und auch alle anderen Initiativen aus dem Vernetzungstreffen Rathausblock,müssen uns auf gemeinsame Verabredungen und Entscheidungen verlassen können. Das Rathausgrundstück jetzt ohne Absprache aus der Planung herauszunehmen, entspricht nicht dem im Modellprojekt vereinbarten kollektiven Entscheidungsprozess und macht einen Teil der ehrenamtlich geleisteten Arbeit vieler am Prozess Beteiligten hinfällig. Das Vorgehen des Bezirksamt gefährdet nicht nur die städtebaulichen Ziele und den weiteren Planungsprozess für das sog. Dragonerareal, sondern auch den Erfolg eines Modellprojekts, das weit über dieses Gebiet hinauswirken könnte. Wir fordern das Bezirksamt und die BVV Friedrichshain-Kreuzberg auf, an den bisherigen Planungen festzuhalten und das Rathausgrundstück als Teil des städtebaulichen Modellprojekts „Rathausblock“ zu belassen.

Kampagnenvideo 100% bezahlbar

Wer uns bei Twitter, Instagram oder Facebook folgt hat schon mitbekommen, dass wir am Sonntag den 07.06.2020 mit unseren Fahrrädern und goldenen Luftballons in Friedrichshain-Kreuzberg unterwegs waren und nach bezahlbarem Wohnraum gesucht haben. Dazu haben wir uns mit vielen unterschiedlichen Initiativen getroffen und diese zu ihren Erfahrungen mit bezahlbarem Wohn-, Gewerbe- sowie Freiräumen befragt. Unter anderem waren wir bei Ratibor14, Bucht für Alle, den Aktivist*innen vom RAW-Gelände und von Berlin vs. Amazon, bei Kotti&Co, bei der Initiative Hermannplatz und zuletzt am Dragonerareal. Es war ein super spannender Tag mit vielen aktiven Menschen und den Berichten von wichtigen politischen Kämpfen im Bezirk und darüber hinaus. Zugleich haben wir aber auch an vielen Orten gesehen, wie stark sich der Bezirk und die jeweiligen Kieze bereits durch Großprojekte und die kommerzielle Verwertung von städtischem Raum verändert haben, was uns in unserem Vorhaben weiter bestätigt hat. Denn wir werden aus den Interviews in den nächsten Wochen ein Kurzvideo zusammenschneiden, mit dem wir unsere Kampagne 100% bezahlbar starten werden. Mit der Kampagne begleiten wir unseren Einwohner*innenantrag, an die BVV, für den wir in den kommenden Monaten mindestens 1.000 Unterschriften sammeln werden, um den Bezirk dazu aufzufordern, auf den kommunalen Grundstücken nur noch 100% bezahlbaren Wohnraum zu errichten und alles in seiner Macht stehende zu unternehmen, um private Investor*innen ebenfalls zu diesen Zielen zu verpflichten und andernfalls die Grundstücke zu rekommunalisieren. Weitere Informationen hierzu folgen bald!

Demo: Shut down Mietenwahnsinn!

Am 20.06. auf die Straße gegen Mietschulden und für bezahlbare Wohnungen für alle!
Ab 14 Uhr am Potsdamer Platz

Der Virus hat uns alle hart getroffen, aber nicht alle gleich hart. Mit Haus und Garten oder großer Dachterrasse lässt sich die Krise besser aushalten als mit fünf Leuten auf 70 Quadratmetern. Homeoffice bei fortlaufend hohem Gehalt kann vielleicht nerven, geht aber nicht so an die Nieren wie Kurzarbeit oder der Verlust des prekären Jobs. Wer Geld in Immobilien angelegt hat, kommt wahrscheinlich ganz gut durch die Krise – wer die Miete nicht mehr zahlen kann, und die Mietschulden bald zusätzlich zur ohnehin zu hohen Miete abstottern muss, muss mit der Angst vor Kündigung und Wohnungsverlust leben. Vor dem Virus sind eben nicht alle gleich, im Gegenteil: die COVID-19-Pandemie verschärft die soziale Ungleichheiten und macht sie noch sichtbarer. Auch und gerade für Mieterinnen und Mieter.

Wir wollen das nicht hinnehmen und gehen am 20. Juni, gemeinsam mit vielen anderen Mieter*innen und Initiativen in insgesamt 12 Städten auf die Straße. Für den Erlass aller Mietschulden, die wegen Corona aufgelaufen sind. Für ein Verbot von Zwangsräumungen und für Wohnungen für alle – statt der Unterbringung von Wohnungslosen und Geflüchteten in Sammelunterkünften und Lagern. Für eine Umverteilung der Gewinne, die Vermieter*innen über Jahre angehäuft haben, statt für eine staatliche Garantie hoher Mieten. Für die Vergesellschaftung von Wohnraum – denn Wohnungen sind für Menschen, nicht für Profite! Seid dabei, schließt Euch uns an. Wir sehen uns am Samstag um 14 Uhr am Potsdamer Platz!

Weitere Infos: http://housing-action-day.net | http://mietenwahnsinn.info

Miete in Quarantäne statt Profite mit der Miete!

Jetzt für eine gemeinwirtschaftliche Wohnraumversorgung handeln

Gemeinwirtschaftliches Handeln ist das Gebot in der Stunde – sei es im Gesundheitsbereich, sei es bei der Wohnraumversorgung. Das bedeutet Menschen vor Profite. Jetzt ist der Zeitpunkt, erste Schritte in Richtung einer Wohnraumversorgung als Gemeinwirtschaft zu gehen. Für viele Menschen bedeutet das Corona-Virus extreme Unsicherheit: Sie verlieren einen Teil ihres Einkommens – durch Kurzarbeitergeld verdienen sie nur noch 60%. Und die vielen Selbstständigen – von Künstler*innen über Taxifahrer*innen bis Handwerker*innen – müssen auf ihr Einkommen teils ganz verzichten, um sich und andere nicht zu gefährden. Auch Kleingewerbetreibende trifft die Corona-Krise in dieser Weise: ihre Einkünfte brechen weg, gleichzeitig sollen sie weiterhin Miete zahlen. In dieser Situation sollten das eigene Zuhause und die Räumlichkeiten des eigenen Gewerbes das Letzte sein, um was man sich Sorgen machen muss. Aber, wie jeden Monat, stehen weiterhin Mietzahlungen an. Die Bundesregierung hat zwar Kündigungen aufgrund von Nicht-Zahlung der Miete zwischen April und Juni ausgesetzt. Danach sollen die Mietschulden aber von den Mieter*innen abbezahlt werden. Die Frage bleibt: woher soll das Geld für die Rückzahlung von Mietschulden zu einem späteren Zeitpunkt kommen? Mit höheren Einkommen können Angestellte, Selbstständige und Gewerbetreibende nach dem Ende der Krise wohl kaum rechnen. Der Mieterbund fordert gemeinsam mit dem Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen die Einrichtung eines Hilfsfonds, aus dem Mietausfälle beglichen werden sollen. Das würde bedeuten, dass alle Steuerzahlenden für die Krise bezahlen.

Wir fordern dagegen: Auch Vermieter*innen müssen sich an den Kosten der Krise beteiligen und ihren sozialen Verpflichtungen nachkommen! Nach goldenen Jahren sprudelnder Gewinne können Immobilienkonzerne nicht durch staatliche Rettungsschirme unterstützt werden. Daher fordern wir: Schickt die Mieten in Quarantäne und verzichtet auf die Profite. Die Zeit für einen gemeinwirtschaftlichen Umbau der Wohnraumversorgung ist genau jetzt gekommen.

Ganz konkret heißt das:
1. Sofort: keine Kündigungen und Zwangsräumungen (auch nicht aus von Corona unabhängigen Gründen), keine Mieterhöhungen, keine Energie- und Wassersperren, Stopp von Baumaßnahmen solange Ausgangsbeschränkungen gelten!
2. Mietschulden aufgrund von Corona streichen!
3. Härtefallregelung für Vermietende: Sollte dieser Ausfall der Mieteinnahmen bei Vermieter*innen zur Insolvenz führen, können sie bei einem staatlichen Hilfsfonds Unterstützung bis zur Höhe der Mietausfälle für die kostendeckende Miete (Bau-, Bewirtschaftungs- und Verwaltungskosten) beantragen, wenn diese nachweislich aufgrund der Corona-Krise entstanden
sind.

Durch diese Regelungen wird gewährleistet, dass Wohnungsunternehmen in der Krise nicht noch dicke Gewinne machen, während alle anderen die Krise kriegen. Und Anbieter von bezahlbarem Wohnraum werden geschützt. Profite werden nicht subventioniert. Das bedeutet auf Bundesebene die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, um diese Maßnahmen durchzusetzen. Berlin kann hier mit gutem Beispiel voran gehen: Mit ihren knapp 300.000 Wohneinheiten können die landeseigenen Wohnungsunternehmen ein Modell gemeinwirtschaftlicher Wohnraumversorgung etablieren und ihre Mieter*innen mit der Umsetzung der o.g. Punkte 1 und 2 (Aussetzen von Kündigungen, Zwangsräumungen, Mieterhöhungen, Baumaßnahmen, etc. und Streichung von Corona-bedingten Mietschulden) in der Corona-Krise entlasten.

Wir fordern die Vorstände der sechs landeseigenen Wohnungsunternehmen, die Senatorin für Stadtentwicklung, Katrin Lompscher, den Senator für Finanzen, Matthias Kollatz, sowie die wohnungspolitischen Sprecher*innen der drei regierenden Fraktionen des Abgeordnetenhauses, Gaby Gottwald, Katrin Schmidberger und Iris Spranger auf, ein solches Modell zügig durchzusetzen.

Erstunterzeichnende stadt- und mietenpolitische Initiativen:
kusWo – Bündnis kommunal & selbstverwaltet Wohnen
Mieterbeirat Karl-Marx-Allee
Stadt von Unten
Kotti & Co
AG Mietenvolksentscheid
Bizim Kiez

 

#Corona – Wohin?

Bleiben sie alle Zuhause, heißt es in der #Corona-Krise. Aber was ist mit denjenigen, die kein Zuhause haben? Wohnungslose und Geflüchtete brauchen Wohnungen, jetzt mehr als jemals. #R2g,
@KLompscher, @ElkeBreitenbach, übernehmen Sie! #Covid19

FILMPREMIERE: »DRAGONA2320« am Do, 23.01.2020 @ClubGretchen

Wie werden Kreuzberg und das Dragonerareal im Jahr 2319 aussehen? Wie werden Menschen zusammenleben? Was wird mit dem Klimawandel los sein? Was werden die Menschen essen, welche Sprache werden sie sprechen, in welchen Häusern werden sie wohnen?

Im Rahmen des  Science-Fiction-Film-Workshop Dragonerareal 2319 begaben sich Jugendliche gemeinsam mit SCIFIKO COLLECTIVE, Stadt von Unten und CUCuwohnen auf eine Reise in die Zukunft. Die Künstler Todosch Schlopsnies und Federica Teti bauten mit den Jugendlichen die Kulissen dazu.

Dieser Film ist dabei entstanden! Kommt vorbei!

Do., 23.1. | 18 Uhr | Einlass 17:45
Club GRETCHEN, Obentrautstraße 19-21, 10963 Berlin

//// Unterstützt durch Kubinaut

Mehr Informationen zum Science-Fiction-Film-Workshop findet ihr auf der Website von Stadt von Unten und der S27 Kunst und Bildung.

Revolution – Räte – Republik: Aufbrüche ins Heute. – Lesung @clubGretchen am 12.01.2020

Geschichts- und Lernort Dragonerareal

Musik | Szenische Lesung | Vortrag | Diskussion

++ zum 101. Jahrestag der politischen Morde auf dem Gelände der damaligen Garde-Dragonerkaserne ++

Die Nachbarschaftsinitiative Dragopolis, die Initiativen Geschichtsort Januaraufstand und Upstall Kreuzberg sowie weitere Engagierte im Geschichts- und Lernort-Kreis laden herzlich ein:
Revolution – Räte – Republik: Aufbrüche ins Heute.

Unter Mitwirkung von:

  • Ottokar Luban (Historiker und Sekretär der internationalen Rosa-Luxemburg-Gesellschaft)
  • Ralf Hoffrogge (Historiker und Aktivist des Volksbegehrens „Deutsche Wohnen enteignen“)
  • Isabel Neuenfeldt (Musikerin)
  • Robert Rating und Mazyar Rahmani von S.K.E.T. (Schnelle kulturelle Eingreiftruppe)

Kontakt zur Initiative: dragopolis@gmx.de
Informationen unter www.dragopolis.de 
Flyer als .pdf

Dragonerareal 2319 – Ein Science-Fiction Filmworkshop für Jugendliche

 

Wie werden Kreuzberg und das Dragonerareal im Jahr 2319 aussehen? Wie werden Menschen zusammenleben? Was wird mit dem Klimawandel los sein? Was werden die Menschen essen, welche Sprache werden sie sprechen, in welchen Häusern werden sie wohnen?

Wir werden uns gemeinsam auf Zukunftsreise begeben und einen Science-Fiction-Kurzfilm drehen!

Wer schon immer ein Drehbuch schreiben, Ton- und Lichttechnik machen, Stop-Motion-Animation lernen, Kostüme entwerfen oder Schauspielen wollte ist in diesem Workshop genau richtig! Wir werden gemeinsam das Areal erkunden, Grundlagen der Science-Fiction kennenlernen und uns über aktuelle Entwicklungen in der Stadt austauschen. Am Ende der ersten Woche soll unser Drehbuch fertig sein. Die zweite Woche werden wir mit dem Filmdreh verbringen.

Bereit für die Zeitreise? Wir freuen uns auf Dich!

Was? Kostenloser Filmworkshop
Wann? In den Herbstferien, vom 7. bis 18. Oktober, Montag bis Freitag 12-17 Uhr.
Wo? Plangarage Dragonerareal, Mehringdamm
Mit wem? Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren

Wir sprechen auch Englisch, Türkisch, Französisch, Italienisch und Spanisch. Melde dich gerne bei uns, wenn du Lust auf den Workshop hast, auch wenn du wenig deutsch sprichst.

Ihr könnt euch unter info@stadtvonunten.de anmelden. 

Hier geht’s zum Teaser, den wir auf der Dragonale mit Kindern und Jugendlichen gedreht haben. 

Hier kommt ihr zu dem Rückblick unserer letzten Projektwoche.

Die Realisierung des Projektes wird aus Mitteln des Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung ermöglicht.

 

DEMO: Richtig deckeln, dann enteignen. // 03. Oktober 2019 um 13:00 // #Alexanderplatz am Haus des Lehrers

Deckel und Töpfe: Mietenwahnsinn wird endlich Einhalt geboten

Seit über 10 Jahren fordert die Berliner Mieter*innenbewegung „Hoch mit den Löhnen, runter mit der Miete“ – auf der Straße lautstark unterstützt von Kochtöpfen und Deckeln. Mit dem Vorschlag des Mietendeckels aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sah es zwischenzeitlich so aus, als würde die zweite Forderungen endlich in die Tat umgesetzt: Die Mietsteigerungen, durch die schon so viele ihr Zuhause verloren haben und die nur dem Profit dienen, hätten nach dem ersten Referentenentwurf aus der Senatsverwaltung zurückgenommen werden können. Das ist richtig, denn dann könnten sich Berlin wieder alle leisten. Statt Spekulation zu befördern, soll die Regierung die Interessen der Mieter*innen der Stadt und damit 80% der Bevölkerung in den Vordergrund stellen. Dass demnach Vermieter*innen statt Mieter*innen Härtefallanträge hätten stellen müssen, wenn sie durch diese Absenkung in finanzielle Schwierigkeiten geraten wären, ist konsequent: das Grundbedürfnis Wohnen steht über der Ware Wohnraum.

Aber durch die Gegenkampagne von Immobilienlobby, rechten Oppositionsparteien und Teilen der Presse haben SPD, Linke und Grüne nun offenbar kalte Füße bekommen und den Mietendeckel an entscheidenden Stellen wieder aufgeweicht: Mietobergrenzen sollen höher liegen, Mieterhöhungen bei Modernisierung weiter möglich und Mietabsenkung nur noch in bestimmten Fällen möglich sein. Ein leicht verbesserte Mietpreisbremse ist aber nicht das, was r2g vereinbart hat und was die Mieter*innenstadt Berlin erwarten kann: Wir brauchen den radikalen Mietendeckel mit einem stadtweiten Mietenstopp!

Zudem soll der Mietendeckel gerade nicht im sozialen Wohnungsbau gelten, wo in den letzten Jahren in vielen Häusern besonders starke Mietsteigerungen das Leben der ärmsten Berliner*innen zur Hölle gemacht haben. Deshalb fordern wir einen Mietendeckel auch für den sozialen Wohnungsbau!

Auch beim Neubau gilt der Mietendeckel nicht. Dabei wissen wir doch schon lange: es fehlt an bezahlbarem Neubau, nicht an dem teuren, der überall gebaut wird. Wenn eine Mietobergrenze bestimmte Wohnungsmarktakteure also davon abhält zu bauen: kein Problem – um so mehr Platz für den wirklich bezahlbaren, dauerhaft abgesicherten kommunalen und selbstverwalteten Wohnraum den wir brauchen.

Und: Auch der beste Deckel braucht einen Topf, auf den er passt. Der Mietendeckel muss von vielen weiteren Maßnahmen begleitet werden: Enteignung großer Wohnungsunternehmen, Neubau von 100% wirklich bezahlbaren, dauerhaft unprivatisierbaren kommunalen Wohnungen in der gesamten Stadt und Demokratisierung von Planungsverfahren und den Institutionen der Wohnraumversorgung. Mietendeckel und Enteignung schaffen die Voraussetzungen dafür, Immobilien und Boden aus der Kapitalverwertung rauszuziehen. Auch für den Neubau von Wohnungen müssen wir neue Modelle des Gemeineigentums in demokratischer Selbstverwaltung durch Stadtgesellschaft und Mieter*innen entwickeln und durchsetzen.

Für all das geht es am 3. Oktober auf die Straße: Die Demonstration „Richtig deckeln, dann Enteignen“ starte auf dem Alex (Haus des Lehrers) um 13 Uhr. Wir sind dabei. Kommt auch, bringt eure Nachbar*innen, Freund*innen und Kolleg*innen mit – denn bezahlbarer Wohnraum geht uns alle an und ohne Druck reagiert die Politik nicht.

Aufruf zum Global Climate Strike am 20. September

Auf die Straße für eine klimagerechte Stadt

Um die Klimakatastrophe abzuwenden, müssen sich auch unsere Städte radikal verändern. Unsere Lebensweise und die Art, wie unsere Städte gebaut sind, verursachen CO2-Emissionen, die nur durch einen schnellen und umfassenden sozial-ökologischen Wandel signifikant reduzierbar sind. Hierfür müssen wir insbesondere in den Bereichen Wohnen, Mobilität und Ernährung umdenken.

Der Energieverbrauch in unseren Haushalten ist eine der Hauptquellen von CO2-Emissionen. Richtiges Heizen ist wichtig, jedoch spielt die Gebäudedämmung die entscheidende Rolle. In unsanierten Gebäuden mit geringer Energieeffizienz muss mehr geheizt werden, was heute vor allem durch fossile Brennstoffe geschieht. Das verursacht einerseits Emissionen und andererseits Kosten für die Mieter_innen. Energieeffiziente Gebäude sind ein essenzieller Baustein in Richtung klimagerechter Stadt. Momentan werden die Kosten für energetische Modernisierungen auf die Mieter_innen umgelegt und dienen als Instrument für Mietsteigerung und Verdrängung. Modernisierungen ohne Umlagen auf die Mieter_innen wurden bisher nur von städtischen Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften umgesetzt. Profitorientierte Immobilienunternehmen stehen einer sozialverträglichen und klimagerechten Transformation also im Weg. Auch aus sozial-ökologischer Perspektive ist die Enteignung von Immobilienunternehmen und die Vergesellschaftung der Häuser ein notwendiger Schritt.

Emissionen durch Autos sind eine weitere Baustelle in den Städten. Neben dem Flugzeug sind Autos die Fortbewegungsmittel, die am meisten CO2 verursachen. Dies liegt auch daran, dass meist nur eine Person im Wagen sitzt – und damit vermutlich in den Städten vor allem im Stau steht. Das Auto gefährdet somit nicht nur die Umwelt und unsere Gesundheit, sondern beansprucht durch flächendeckendes Straßennetz und Parkplätze auch viel zu viel Platz im öffentlichen Raum. Um das Auto verzichtbar zu machen, braucht es neue, kollektive Mobilitätskonzepte, die für alle zugänglich und bezahlbar sind. Der Ausbau von Radwegen, kostenloser ÖPNV und fußgängerfreundliche Planung sind in anderen Großstädten bereits Standard. Damit wäre auch Raum für weniger Versiegelung und mehr grün in der Stadt. Das wird in der Zukunft auch deshalb wichtig sein, weil der Klimawandel Städte in sogenannte Hitzeinseln verwandeln wird.

Auch aus der industriellen Landwirtschaft und unseren (urbanen) Ernährungssystemen entstehen massive Emissionen. Das liegt an dem hohen Konsum von tierischen Lebensmitteln, aber auch an industrieller Verarbeitung, langen Transportmitteln, Kühlung in den Supermärkten und schließlich einer riesigen Lebensmittelverschwendung. Die industrielle Landwirtschaft produziert zwar billig, aber mit erheblichen ökologischen und sozialen Kosten. Klimagerechte Ernährung – also: der Konsum von regionalen, ökologischen Lebensmitteln – ist aktuell eine Klassenfrage und für viele Mieter_innen viel zu teuer – jedenfalls solange unsere Mieten so hoch und unsere Löhne so niedrig sind. Daher brauchen wir dringend eine Agrar- und Ernährungswende, die nicht nur Lebensmittel anders produziert, sondern auch für alle zugänglich macht. Die Vision der klimagerechten Stadt könnte regionale Ernährungssysteme, urbane Landwirtschaft und Kiezkantinen beinhalten.

Es ist essenziell, die soziale Dimension des Klimawandels mitzudenken, damit klimafreundliche Maßnahmen nicht zum Instrument zur Verschärfung von sozialer Ungleichheit werden. In Angesicht der Katastrophe ist es angemessen klar zu benennen, dass es für einen sozial gerechten und ökologischen Wandel der Überwindung des profitorientierten Wirtschaftssystems braucht, der durch seinen Wachstumszwang diese Krise verursacht hat.

Das ist alles zu teuer? Dafür gibt’s kein Geld in Zeiten von Schuldenbremse & Co? Das stimmt nur, wenn das Geld weiter in Form von Profiten in die Taschen einiger weniger wandert. Enteignung, Vergesellschaftung und Umverteilung wären klimaeffiziente Maßnahmen und würden es möglich machen, die gesellschaftlichen Veränderungen auf den Weg zu bringen, die wir im Laufe des nächsten Jahrzehnts unbedingt brauchen, um die Klimakrise noch abzuschwächen.

Zuletzt: Städte sind nicht nur Orte, in denen Emissionen reduziert werden müssen. Städte werden die Orte sein, in denen der Teil der globalen Bevölkerung wohnen wird, der an anderen Orten keine Lebensgrundlage mehr hat. Die Klimakrise wird Flucht und Migration nach Europa und in andere Wohlstandszentren in einem ganz anderen Maßstab auslösen. In Zeiten des Klimawandels brauchen wir solidarische Städte. Am 20. September fangen wir damit an – auf die Straße für eine klimagerechte Stadt!

Kommt zur Demo am Global Climate Strike am 20. September!
Ort: Brandenburger Tor
Zeit: 12 Uhr

Für Aktionen des zivilen Ungehorsams, schließt Euch dem Demo-Rave ab 15 Uhr am Potsdamer Platz an und achtet auf Fahnen und andere Symbole. Für alle Infos, folgt dem Hashtag #UngehorsamfürAlle!

Zusätzliche Informationen findet ihr hier:
https://www.klima-streik.org