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Köpi 137 Berlin

Berlin

1990

Hinterhaus, 2 halbe Seitenflügel, 2500m² Wagenplatz

70-80 Bewohner_innen, 100 Kollektivmitglieder, 0,20 /m², noch 22 Jahre

Autonomes Kultur- und Wohnprojekt welches 1990 besetzt und 1991 legalisiert wurde. Das Haus erhielt nach mehreren Versteigerungen 2007 eine Erbpachtvertrag über 30 Jahre. Es war damals die erste Besetzung von Westdeutschen auf Ostseite! Einige Jahre nach der Besetzung folgeten dann zwei Wagenplätze, von denen einer geräumt und der andere mit einem “Letter of Intent” geduldet wird.

Neben dem Wohnbereich gibt es in der Köpi zwei Projektetagen, mit folgendem Angebot: Siebdruck, Infoladen, Kletterraum, Kino, Sporthalle, Fahhrradwerkstadt , Besprechnungsraum, Medienkollektiv, Konzert- und Partyräume, Bar. Alles ist unkommerziell und die meisten Veranstaltungen sogar gemeinnützig. Es gibt für jeden Bereich ein eigenes Kollektiv welches im Konses entscheidet. Einige Plena finden wöchentlich, manche einmal im Monat statt. Genutzt werden die angebote hauptsächlich von Menschen aus der Subkultur und dem linke Spektrum. Grundsätzlich sind aber alle Veranstaltungen für jede*n offen, der/die sich an die vorgegeben Schutzraumvereinbarungen hält.

Innerhalb der links radikalen Bewegung spielt die Köpi ein große Rolle. Sie ist immer noch Anlaufpunkt und Symbol für die Besetzungswelle der 90er. Mit ihren vielen internationalen Gästen ist sie stark mit anderen Projekten weltweit vernetzt. Im direkten Umfeld wird gerade eine Sanierungsgebiet verwirklicht welches eine starke Bedrohung darstellt. Die Köpi zeigt, dass ein anderes Miteinander möglich ist und bietet Alternativen zu realen Gesellschaftsnormen.

 

 

Stadt bezahlbar für Alle? Wer bezahlt?

Die Mietverträge und der Erbbaurrechtsvertrag sind auf DDR-Grundlage und aufgrund der Bausubstanz nochmal um 80% gemindert. Die Miete ist also sehr niedrig und bietet den Bewohner*innen so die Möglichkeit sich gesellschaftlich zu engagieren. Die politische Arbeit, sowie das Vergeben von Kleinkrediten und
Spenden, finanziert die Köpi durch ihre Party zum Hausgeburtstag. Die Veranstaltungen selbst werden durch Spenden (am Einlass und an den Bars) gedeckt.

Wer entscheidet was?

Jedes Kollektiv (die Bewohner*innen bilden das Hauskollektiv) entscheidet im
Konsens. Einen Kompromiss zu finden führt oft zu langen Diskussionen und auch mal zum Streit, doch am Ende kann sich jede*r im Entscheidungsprozess wiederfinden. Für Dinge, die das Projekt im Ganzen betreffen werden Vollversammlungen einberufen.

Wieso, Weshalb, Warum?

Auslöser: Das Sanierungsgebiet wurde durch den Berliner Senat beschlossen. Ausschlaggebend und begründend sind zum einen die Lage (Berlin Mitte und direkt an der Spree) und zum anderen die vorherrschende Baustruktur (Platte, Industrie, Kriegszerstörung).

Wem gehört die Stadt?

Als politisches Projekt werden Alternativen zum Kapitalismus, mit seiner Leistungsgesellschaft, der Verwertungspolitik und dem Profitwahn aufgezeigt. Ebenfalls möchten die Bewohner*innen und Unterstützer*innen ein Umfeld schaffen, in dem ein gleich wertiges und zwangfreies Miteinander existiert. Köpi Berlin

... und wie kam es dazu?

Die Köpi liegt in einem Sanierungsgebiet. Alle Nachbargrundstücke sind privatisiert. Lediglich der Uferstreifen an der Spree wir z.Z. von der Stadt zurück gekauft. Als “dreckige” Hochburg der Subkultur stellt sie einen Antipunkt zur glattgebügelten, durchgentrifizierten Innenstadt dar.


Quelle:

  • Titelfoto: Quellen: (CopyLeft) Felix Wierschbitzki

Recherche und Grafiken von Felix Wierschbitzki
im Rahmen des Projektlabors Selbstverwaltet Kommunal