Wie machen wir das? – Ein offener und selbstorganisierter Raum auf dem „Dragonerareal“ – Ein Veranstaltungsbericht

Rund 40 Nachbar_innen und Interessierte kamen am 4. Oktober im Mehringhof zusammen, um gemeinsam mit den eingeladenen Gästen über ihre Ideen zum zukünftigen „Kiezraum“ auf dem sog. Dragonerareal zu diskutieren. Anwesend waren Vertreterinnen des Kiezladens Friedel54 und Esther Borkam vom Familien- und Nachbarschaftszentrum Kiezanker 36, die ihre Erfahrungen mit uns teilten und hilfreiche Impulse für die Gestaltung des Raums gaben.

Eine Vertreterin der initiativenübergreifenden AG Raum gab zunächst einen kurzen Rückblick auf den bisherigen Prozess. Die Forderung nach einem Raum auf dem Areal wird seit Jahren lautstark von den Initiativen vertreten. Nun hat der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg das Kopfgebäude auf dem Areal angemietet. Zur Zeit finden notwendige Umbauarbeiten statt, um die Brandschutzbestimmungen zu erfüllen und den Raum barrierefrei zu machen. Die AG Raum versteht sich in Fragen des „Kiezraums“ als Ansprechpartnerin für den Bezirk und die Sanierungsgebietsbeauftragten S..T.E.R.N GmbH. Es wurde erneut deutlich gemacht, dass der Raum nicht als Standard-Quartiersmanagement begriffen wird, sondern Selbstverwaltung im weitesten Sinne das gemeinsame Ziel ist.

Neben Fragen der Finanzierung, Verwaltung, Organisation und Nutzung, waren die Gäste aufgefordert auch ein paar Worte zu „ganz irdischen Dingen“ zu verlieren.

Input Esther Borkam vom Kiezanker 36

Die 14 Räume des Kiezanker 36 sind „nicht wirklich selbstverwaltet“, haben jedoch einen wichtigen Stellenwert für die Selbstorganisierung der Nachbarschaft. Das Gebäude gehört dem Bezirk, Trägerin ist das Pestalozzi-Fröbel-Haus. Die Organisation des Raums wird von sechs Angestellten übernommen. Die Finanzierung wird durch den Bezirk, vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung und aus Töpfen für generationsübergreifenden Zentren geleistet. Hierdurch sind vielfältige, auch kostenlose, Angebote möglich. Dies erfordert jedoch eine gewissenhafte Verwaltung, die ausgiebig Bericht führt.

Input Friedel 54

Die Friedel ist eine „ganz andere Geschichte“. Das nun im Zuge der Räumung ein Kollektiv entstanden ist und als solches auf dieser Veranstaltung auftritt „ist eigentlich ein Unfall.“ Der selbstverwaltete Kiezladen wurde in seinem 13-jährigen Bestehen von unterschiedlichen Gruppen genutzt. Über die Nutzung entschied das offene Plenum im Konsensprinzip. Jedoch gab es auch genug Vertrauen unter den Nutzer_innen, sodass nicht alles im Plenum besprochen werden musste und vieles aus spontaner Eigeninitiative heraus passierte. In der Anfangsphase gab es punktuelle Zusammenarbeit mit dem Quartiersmanagement. Während der letzten Jahre wurde staatliche Förderung jedoch komplett abgelehnt.

Arbeitsgruppen

Nach den beiden Inputs ging es in die Arbeitsgruppen zu den Themen: Entscheidungsstruktur, Rechtliches und Finanzielles, Alltägliche Organisation, Zugänglichkeit und Über-Sich-Hinauswirken. Auf großen Plakaten wurden die Ergebnisse festgehalten.

Fazit

In der Veranstaltung wurde deutlich, dass ein offenes Plenum über die Belange des Raums entscheiden sollte. Falls es bezahlte Stellen geben wird, sollen diese keine alleinige Entscheidungsbefugnis haben, sondern sich als Teil des Plenums einbringen und ausführend tätig sein. Zu konkreten Fragen der Nutzung, Trägerschaft und Organisation wurden Vorschläge gesammelt und diskutiert. Die Auseinandersetzung wird in der AG Raum fortgesetzt werden. Ziel ist die Erarbeitung eines Konzeptes für den Raum. Es wurde jedoch von vielen Anwesenden betont, dass der Raum Zeit braucht um seine Identität zu finden und sich im Prozess Dinge ändern und neu finden können. In einigen Punkten bestand jedoch klare Einigkeit. Diese wurden als Essentials für den Kiezraum festgehalten:

  • Vertrauen ist die Basis für einen funktionierenden Raum.
  • Diversität von Angeboten und Nutzer_innen muss aktiv gefördert werden.
  • Der Raum muss wachsen.
  • Körperliche und geistige Barrierefreiheit
  • Offenheit

Am Ende wurden alle Interessierten dazu eingeladen sich in die Arbeit der AG Raum einzubringen. Die Veranstaltung wurde ausführlich dokumentiert.

  • Dokumentation der Veranstaltung als .pdf

 

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