An dieser Stelle dokumentieren wir einen Abschiedsbrief an die Dragonerhöfe-GmbH.
Sehr geehrte Investoren, liebe Beinahe-Eigentümer des sogenannten Dragonerareals,
wir, Kreuzberger_innen und Berliner_innen, möchten uns hiermit von Ihnen verabschieden. Ihr Kaufangebot für das sogenannte Dragonerareal heften wir nun in die Chroniken des Grundstücks ab. Nachdem der Bundesrat und die Länderfinanzminister_innen der Privatisierung des Geländes eine klare, politische Absage erteilt haben, ist es an der Zeit, dass Sie die Konsequenzen ziehen und tatkräftig an der Rückabwicklung des Vertrages mitwirken.
Eine Investitionsmöglichkeit, die mit „minimum risk extraordinary profits“ verspricht, können Sie hier nicht mehr finden. Das sollte ihnen im vergangenen Jahr deutlich geworden sein. Dank ihrer Unterstützung ist den Parteien in Land und Bund klar geworden, dass mit privaten Investoren keine soziale Wohnungspolitik zu machen ist. Dafür wollen wir uns bei Ihnen bedanken. Dass sich der Bundesfinanzminister Schäuble weiterhin weigert, den Verkauf rückabzuwickeln, ist nur eine Verzögerung.
Das Land Berlin, der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und die klare Mehrheit der Länderfinanzminister haben sich auf Drängen der Berliner_innen gegen Ihre spekulative Stadtpolitik gestellt. Sie werden sich dieses klare Votum, das in einem demokratischen Prozess errungen wurde, nicht nehmen lassen. Das Verhalten der BImA, das Land Berlin über die Verzögerung der Rückabwicklung unter Druck zu setzen um einen höheren Kaufpreis vom Land zu erzielen, widerspricht jeglichem demokratischem Verständnis und Verfahren, hilft Ihren Interessen allerdings auch nicht weiter.
Mittlerweile ist durch die von uns hergestellte Öffentlichkeit hier in Berlin allen klar, dass Ihre aufgesammelten Kultur- und Kiez-Konzepte nur vorgeschobene Beruhigungsstrategien sind. Jeder Mensch mit einem Taschenrechner kann nachrechnen, dass mit der von Ihnen gebotene Summe von 36€ Millionen Einnahmen erforderlich sind, die den von Ihnen selbst beschriebenen Zielen fundamental entgegenstehen. Sie konnten wirtschaftlich betrachtet auf dem sogenannten Dragonerareal gar keine „Rahmenbedingungen für einen authentischen Berliner Kiez“ schaffen. Selbst dann, wenn man in dem guten Glauben bleibt einen solchen Kiez ohne Ortskenntnis und ohne Unterstützung der Anwohner_innen aus dem Hut zaubern zu können.
Wir in Berlin brauchen aber Wohn- und Gewerberaum zu wirklich sozialen Mieten. Wir haben nicht 36€ Millionen geboten, sondern 1€ – dafür aber ein Modell mit dem diese wirklich bezahlbaren Mieten zu erreichen sind. Dabei ist die Entwicklung des Areals durch lokal vernetzte und erfahrene städtische Akteure in einem lokalen und sozialen Modellprojekt unser Ziel: ein Modellprojekt, das nicht an Renditeerwartungen der Immobilienwirtschaft geknüpft ist, sondern an die konkreten Bedürfnisse der Kreuzberger_innen und Berliner_innen; ein Modellprojekt, das Ausdruck der veränderten politischen Bedingungen für Wohnen und Bauen in Berlin ist.
Denn mit Investorenarchitektur, Investorenkultur und vermeintlich „authentischen“ Investorenkiezen haben wir in Berlin schon genug Erfahrungen. Trotz aller Rhetorik und PR-Agenturen, die sie aufbieten:
Sie woll(t)en Betongold, wir aber bauen eine Stadt!
Wir verbleiben mit Dank für Ihren Beitrag zum Erkenntnisgewinn,
mit freundlichen Grüßen
Stadt von Unten
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