Auf die Straße für eine klimagerechte Stadt
Um die Klimakatastrophe abzuwenden, müssen sich auch unsere Städte radikal verändern. Unsere Lebensweise und die Art, wie unsere Städte gebaut sind, verursachen CO2-Emissionen, die nur durch einen schnellen und umfassenden sozial-ökologischen Wandel signifikant reduzierbar sind. Hierfür müssen wir insbesondere in den Bereichen Wohnen, Mobilität und Ernährung umdenken.
Der Energieverbrauch in unseren Haushalten ist eine der Hauptquellen von CO2-Emissionen. Richtiges Heizen ist wichtig, jedoch spielt die Gebäudedämmung die entscheidende Rolle. In unsanierten Gebäuden mit geringer Energieeffizienz muss mehr geheizt werden, was heute vor allem durch fossile Brennstoffe geschieht. Das verursacht einerseits Emissionen und andererseits Kosten für die Mieter_innen. Energieeffiziente Gebäude sind ein essenzieller Baustein in Richtung klimagerechter Stadt. Momentan werden die Kosten für energetische Modernisierungen auf die Mieter_innen umgelegt und dienen als Instrument für Mietsteigerung und Verdrängung. Modernisierungen ohne Umlagen auf die Mieter_innen wurden bisher nur von städtischen Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften umgesetzt. Profitorientierte Immobilienunternehmen stehen einer sozialverträglichen und klimagerechten Transformation also im Weg. Auch aus sozial-ökologischer Perspektive ist die Enteignung von Immobilienunternehmen und die Vergesellschaftung der Häuser ein notwendiger Schritt.
Emissionen durch Autos sind eine weitere Baustelle in den Städten. Neben dem Flugzeug sind Autos die Fortbewegungsmittel, die am meisten CO2 verursachen. Dies liegt auch daran, dass meist nur eine Person im Wagen sitzt – und damit vermutlich in den Städten vor allem im Stau steht. Das Auto gefährdet somit nicht nur die Umwelt und unsere Gesundheit, sondern beansprucht durch flächendeckendes Straßennetz und Parkplätze auch viel zu viel Platz im öffentlichen Raum. Um das Auto verzichtbar zu machen, braucht es neue, kollektive Mobilitätskonzepte, die für alle zugänglich und bezahlbar sind. Der Ausbau von Radwegen, kostenloser ÖPNV und fußgängerfreundliche Planung sind in anderen Großstädten bereits Standard. Damit wäre auch Raum für weniger Versiegelung und mehr grün in der Stadt. Das wird in der Zukunft auch deshalb wichtig sein, weil der Klimawandel Städte in sogenannte Hitzeinseln verwandeln wird.
Auch aus der industriellen Landwirtschaft und unseren (urbanen) Ernährungssystemen entstehen massive Emissionen. Das liegt an dem hohen Konsum von tierischen Lebensmitteln, aber auch an industrieller Verarbeitung, langen Transportmitteln, Kühlung in den Supermärkten und schließlich einer riesigen Lebensmittelverschwendung. Die industrielle Landwirtschaft produziert zwar billig, aber mit erheblichen ökologischen und sozialen Kosten. Klimagerechte Ernährung – also: der Konsum von regionalen, ökologischen Lebensmitteln – ist aktuell eine Klassenfrage und für viele Mieter_innen viel zu teuer – jedenfalls solange unsere Mieten so hoch und unsere Löhne so niedrig sind. Daher brauchen wir dringend eine Agrar- und Ernährungswende, die nicht nur Lebensmittel anders produziert, sondern auch für alle zugänglich macht. Die Vision der klimagerechten Stadt könnte regionale Ernährungssysteme, urbane Landwirtschaft und Kiezkantinen beinhalten.
Es ist essenziell, die soziale Dimension des Klimawandels mitzudenken, damit klimafreundliche Maßnahmen nicht zum Instrument zur Verschärfung von sozialer Ungleichheit werden. In Angesicht der Katastrophe ist es angemessen klar zu benennen, dass es für einen sozial gerechten und ökologischen Wandel der Überwindung des profitorientierten Wirtschaftssystems braucht, der durch seinen Wachstumszwang diese Krise verursacht hat.
Das ist alles zu teuer? Dafür gibt’s kein Geld in Zeiten von Schuldenbremse & Co? Das stimmt nur, wenn das Geld weiter in Form von Profiten in die Taschen einiger weniger wandert. Enteignung, Vergesellschaftung und Umverteilung wären klimaeffiziente Maßnahmen und würden es möglich machen, die gesellschaftlichen Veränderungen auf den Weg zu bringen, die wir im Laufe des nächsten Jahrzehnts unbedingt brauchen, um die Klimakrise noch abzuschwächen.
Zuletzt: Städte sind nicht nur Orte, in denen Emissionen reduziert werden müssen. Städte werden die Orte sein, in denen der Teil der globalen Bevölkerung wohnen wird, der an anderen Orten keine Lebensgrundlage mehr hat. Die Klimakrise wird Flucht und Migration nach Europa und in andere Wohlstandszentren in einem ganz anderen Maßstab auslösen. In Zeiten des Klimawandels brauchen wir solidarische Städte. Am 20. September fangen wir damit an – auf die Straße für eine klimagerechte Stadt!
Kommt zur Demo am Global Climate Strike am 20. September!
Ort: Brandenburger Tor
Zeit: 12 Uhr
Für Aktionen des zivilen Ungehorsams, schließt Euch dem Demo-Rave ab 15 Uhr am Potsdamer Platz an und achtet auf Fahnen und andere Symbole. Für alle Infos, folgt dem Hashtag #UngehorsamfürAlle!
Zusätzliche Informationen findet ihr hier:
https://www.klima-streik.org