Mit Selbstverwaltung in die Mitmachfalle – oder: Alles Wiederholung? – Montag, 17.07.2017 um 19:30


„Wo ich denke, so will ich nicht nochmal gegen den Baum fahren…“ *

Mit Selbstverwaltung in die Mitmachfalle – oder: Alles Wiederholung?

Veranstaltung am Montag den 17.07.2017
um 19:30 Uhr im Aquarium (hinterm Südblock am Kottbusser Tor)

Lesung und Diskussion mit Matthias Möller zur Politik selbstverwalteter Wohnformen vor dem Hintergrund historischer Erfahrungen aus der Genossenschaftsbewegung.

Antikapitalistische Wohnungspolitik, Commons, Vergesellschaftung und Gemeingüter sind aktuelle Schlagworte, um Aufwertung von Stadtteilen, gesteigerten Profitinteressen und Verdrängung eine andere Wohnraumversorgung entgegen zu setzen. Gleichzeitig verfolgen zahlreiche Neugründungen von Haus- und Wohnprojekten eine alternative Praxis für den Alltag ihrer Bewohner*innen.

Solche Versuche (und die dabei gesammelten Erfahrungen) haben eine lange Geschichte: Bereits in den 1880er Jahren gründeten sich erste Wohngenossenschaften als Alternative zur kapitalistischen Konkurrenzwirtschaft. Damals entstand eine Genossenschaftsbewegung, die Wohnraumversorgung mit basisdemokratischen und sozialistischen Reformvorstellungen verband – als Schritt auf dem Weg zu einer anderen Gesellschaftsordnung.

Mit der Siedlungsgenossenschaft Freidorf/Basel wird ein herausragendes Beispiel dieser wohnreformerischen Experimente vorgestellt. Dort organisierten sich nach 1919 150 Familien, um in einer großzügig angelegten Siedlung an einem antikapitalistischen, dörflich-kooperativen Wohnexperiment zu arbeiten. Doch obwohl das Freidorf in Kriegszeit und Wirtschaftsaufschwung ohne äußere Eingriffe blieb, stand es bald vor grundlegenden Herausforderungen, die auch im Hinblick auf heutige Wohnprojekte von Interesse sind. Denn im Laufe der 1950er und 1960er Jahre wurde das einst stabil und gut funktionierende Organisationsmodell gleich in mehrfacher Hinsicht herausgefordert und grundlegend in Frage gestellt.

  • Welche Erfahrungen der Genossenschaftsbewegung lassen sich für heutige Verhältnisse produktiv machen?
  • Unter welchen Bedingungen wurden welche Entscheidungen innerhalb der Genossenschaftsbewegung getroffen?
  • Welche Auswirkungen hatten diese langfristig?
  • Und was können heutige Wohnprojekte und stadtpolitische Initiativen aus diesen Erfahrungen lernen, wenn die Idee selbstverwalteten Wohnens nicht auf das Wohnen beschränkt ist, sondern auch als gesellschaftlicher Gegenentwurf zum Bestehenden gedacht ist ?

Diese und Eure Fragen wollen wir gemeinsam mit Matthias Möller nach einem Input zum Freidorf Basel diskutieren.

Matthias Möller, Kulturwissenschaftler an der Uni Freiburg/Breisgau, lebt seit Jahren in selbstverwalteten Wohnprojekten und ist im Kontext des Mietshäuser Syndikats stadtpolitisch aktiv. 2015 ist von ihm das Buch „Leben in Kooperation. Genossenschaftlicher Alltag in der Mustersiedlung Freidorf bei Basel (1919-1969)“ erschienen.

Die Veranstaltung ist organisiert von der Regionalberatung Berlin/Brandenburg im Mietshäuser Syndikat und Teil der Reihe „Wie machen wir das? – Konkrete Utopien für die Stadt“ von Kotti & Co und der Initiative Stadt von Unten.

Kontakt: berlin-brandenburg@syndikat.org // info@stadtvonunten.de

Websiten:

* Zitat aus dem Plenum der Initiative Stadt von Unten

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