Am gestrigen Tag war für uns Baubeginn am 4,7 ha großen ehemaligen Kasernengelände am Mehringdamm. Neben dem Finanzamt bauten wir eine der Forderungen auf, die uns schon eine ganze Weile in der Stadt begleitet: auf unserer Pappkartonwand war der Schriftzug „Keine Profite mit der Miete“ zu lesen. Dass unsere Idee, die Entwicklung eines Modellprojekts unter dem Motto „Selbstverwaltet und Kommunal“, nicht von Pappe ist, erkannte auch die Tageszeitung Neues Deutschland und berichtete. Die Großbaustelle Modellprojekt war damit eröffnet.
Wir waren vor Ort, auch aus Protest gegen den geplanten Höchstpreisverkauf des Geländes, begleitet wurden wir von der Interessengemeinschaft Großgörschen und Katzler, welche als Mieter ebenfalls von dem Verkauf ihrer Wohnhäuser durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben betroffen sind.
Wie die taz richtig feststellte, sind wir als „falsche“ richtige BauarbeiterInnen mit echten Zielen an das Projekt getreten. Weil wir kein BER-Debakel am Mehringdamm wollen, sondern ein runde Sache, die auch fertig wird, haben wir uns auf den Weg gemacht, die geeigneten Rahmenbedingungen zu erschaffen und einzufordern:
- 100% Mieten – keine Eigentumswohnungen und Eigentumsprojekte
- 100% Teilhabe – ohne Eigenkapital, Einlage oder Anteilszeichnung
- 100% wirklich soziale Mieten – auch für Menschen, die Sozialleistungen beziehen
- 100% dauerhaft abgesichert – Privatisierungen werden ausgeschlossen
Wie der Zufall – das unverfängliche U-Bahn-Gespräch, die plötzliche Eingebung – so wollte, erfuhren wir, dass unsere Konkurrenz sich gerade just in diesem Moment mit dem Kreuzberger Baustadtrat Panhoff, der Geschäftsführung der BImA und Senatsstellen im anliegenden Bezirksamt traf. Wir machten deutlich, dass neben dem Höchstpreisverfahren und den notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen ein weiteres, tendenziell unüberwindbares, Hindernis vor Ort ist: unsere fixe Baukolonne – die Stadtgesellschaft zeigte Präsenz.
Bei sonnigem Wetter ließen wir nach getaner Arbeit die Beine baumeln und sinnierten darüber, was wohl einmal hinter dem Finanzamt liegen wird: „Der Strand“, wie es das MieterEcho schrieb?
Wir freuen uns jedenfalls, wenn ihr am 26. Juli ab 15:00 zu unserer Kundgebung unter dem Motto „Hinter dem Finanzamt der Strand!“ kommt, zum Ideenaustausch, zum Palavern, zur Besichtigung des Geländes, zu Limo-trinken, Musik, Theater, Lesung… – und bringt eure eigenen Ideen mit. Sonnenschirm und Liegestühle könnten bei guten Wetter wie gestern recht praktisch sein.
Eure stadtgesellschaftliche Baukolonne
Pressespiegel:
Neues Deutschland vom 17.07.2014
Modellprojekt nicht von Pappe
von Kerstin Ewald
Initiativen präsentieren ihre Visionen für die Bebauung des Kreuzberger Dragonerareals. mehr…
taz vom 17.07.2014
Falsche Bauarbeiter, echte Ziele
von Peter Nowak
WOHNUNGSBAU Noch bis Ende Juli können Kaufinteressenten für das staatseigene Dragonergelände Angebote abgeben. Ein Bündnis fordert, dass auch kapitalschwache Investoren eine Chance kriege. mehr…
MieterEcho online 17.07.2014
Hinter dem Finanzamt liegt der Strand
von Peter Nowak
Stadtpolitische Gruppen und Mieterinitiativen fordern bezahlbaren Wohnraum auf dem ehemaligen Dragonergelände. mehr…