Für eine feministische Stadtpolitik
Solierklärung zum Frauenstreik am 08.März 2019 anlässlich der 2.ten bundesweiten Versammlung zum Frauenstreik vom Freitag, 15.2. bis 17. Februar 2019 in Berlin.
Die Mieten sind zu hoch, die BVG überlastet, unsere Fahrradwege und Kitas sind ausbaufähig. Die Stadt hat viele Baustellen und alle sind umkämpft. Trotzdem leben wir gerne hier und immer mehr Menschen kommen nach Berlin, um sich hier in Freiheit zu entfalten. Die Clubs, Parks, kulturelle Infrastruktur und das Stadtmarketing laden dazu ein.
Die Stadt gehört uns, schreien wir von Dächern und auf Demos, um eine Realität heraufzubeschwören, für die wir kämpfen. Denn die Stadt gehört nicht uns, wenn wir aus Angst vor Übergriffen bestimmte Orte meiden. Sie gehört nicht uns, wenn wir um einen Kitaplatz bangen und froh sind, dass wir zwei Kieze weiter einen ergattern konnten und unsere Kinder in schlecht ausgestatteten Einrichtungen von unterbezahlten Erzieher_innen betreut werden. Sie gehört nicht uns, wenn wir unsere Wege verlängern, weil nicht jede Haltestelle barrierefrei ist. Sie gehört nicht uns, wenn unser Aufenthaltsstatus an das bestehen unserer Ehen geknüpft ist und wir in Lagern ohne Privatsphäre jahrelang ausharren sollen. Sie gehört nicht uns, wenn wir bei gewalttätigen Partnern bleiben müssen, weil es nicht genug Frauenhäuser und leistbaren Wohnraum gibt. Sie gehört nicht uns, wenn uns ein gleichberechtigter Zugang zum Arbeitsmarkt versperrt wird, weil trotz gleicher Qualifikationen Peter mehr Kompetenzen als Leyla zugetraut werden. Die Stadt gehört nicht uns, wenn wir nicht mitgedacht und permanent ausgeschlossen werden.
Wie die Stadt geplant, gebaut und genutzt wird ist Ausdruck gesellschaftlicher Strukturen und politischer Aushandlungsprozesse. Hier spiegeln sich Macht- und damit auch Geschlechterverhältnisse wider. Wir mischen uns ein, weil wir darüber mitbestimmen wollen in was für einer Gesellschaft wir leben. Dabei von der feministischen Bewegung zu lernen bedeutet, auch in unserer Arbeit die Trennung von öffentlicher und privater Sphäre infrage zu stellen und immer wieder zu betonen „Das Private ist politisch!“.
Wie können reproduktive Arbeiten anders aufgeteilt werden und welche sozialen Infrastrukturen brauchen wir dafür? Welche Lebensrealitäten werden nicht mitgedacht? Wie könnte eine feministische soziale Wohnungspolitik aussehen? Was für Räume brauchen wir für einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel? Das sind Fragen die wir uns stellen (sollten), während wir für ein Recht auf Stadt kämpfen.
Der 8. März-Streik lädt alle Menschen dazu ein den Alltag und das eigene Handeln aus feministischer Perspektive zu hinterfragen und unsere Kämpfe zu verbinden. Berlin hat den Frauenkampftag dieses Jahr zum Feiertag erklärt. Zeit, um aktiv zu werden und sich einzumischen!
Initiative Stadt von Unten, 13.02.2019
Alle Frauen, die mehr über den Streik erfahren wollen, sind herzlich zur zweiten bundesweiten Versammlung in Berlin eingeladen! Cis-Männer können sich gerne bei der Küfa und Kinderbetreuung solidarisch zeigen.
Freitag, 15.2., 18 Uhr bis Sonntag, 17. Februar bis 14.30 Uhr
Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1
Mehr Infos zur Konferenz und zum Streik unter: https://frauenstreik.org/